Plötzlich wimmelte es hier von Menschen, die sich in seltsame Gummihüllen zwängten, um mit ihnen übermütig ins Wasser zu springen.
Also angeblich, man hört ja so einiges hier unten, sind die Menschen am Sonntag schon sehr früh am Morgen losgefahren. Stundenlang in einem riesigen, stinkenden Bus durch halb Europa gerollt, nur um hierherzukommen. Bevor sie endlich ihr Hotel erreichten, haben sie bei der Tauchstation angehalten. Neoprenanzüge, Füßlinge, Flossen, Taucherbrillen und der ganze Kram. Als sie sich alle in diese Gummidinger quetschen mussten, habe ich mich fast weggeschmissen. Die Gesichter, wenn alles ziehen und zerren nichts hilft. Einfach göttlich. Später nach dem Abendessen sind sie auch schon ins Wasser gehüpft. Ich schwöre, ich habe das Kreischen bis ins Riff gehört. Keine Ahnung, ob das Freude war oder ob ihnen das Wasser einfach zu kalt war. Später habe ich sie noch als Gruppe durch Punat gehen sehen. Immer schön am Wasser entlang. An diesem Abend dachte ich, dass die doch irgendwie ganz unterhaltsam sind.
Der nächste Tag begann mit Frühstück, Supermarkt und Stress. Offenbar hatten die Menschen nicht so viel Zeit für das alles und sich auch noch auszuschlafen sowieso nicht. Mit „Sack und Pack“, wie sie sagen, sind sie dann zum Boot marschiert. Das Ding sah von hier unten klein aus für diese vielen Leute, aber irgendwie haben tatsächlich alle draufgepasst. Ich konnte schon von Weitem sehen, wie die einen in der Sonne gegrillt wurden und die anderen gefroren haben. Nie kann man es denen recht machen. Später sind sie auf einer kleinen Insel gelandet. Erst mal alles abladen, dann mussten sie erst auf einen Berg kraxeln. Dort sollten sie Insekten fangen. Da hab ich ein paar Blasen ins Wasser gepustet vor Lachen. Wie sich die Menschen vor Skorpionen, Tausendfüßlern und am meisten vor einer Tarantel fürchten war zu lustig. Mittags war dann endlich Futterpause. Da sind die ersten auch schon ins Wasser gesprungen. Später ging das Schnorcheln erst so richtig los. Alle brav in den doof aussehenden Anzügen und ab ins Wasser. Ich war echt ein bisschen beeindruckt. Die haben wirklich hingeschaut, gestaunt, sich alles zeigen lassen und es hat ihnen sogar Spaß gemacht. Nach einer Weile wurde es dann doch kalt. Also alle raus aus dem Wasser und weiter ging es mit dem Piratenschiff zur nächsten Station. Eine Wasserhöhle. Da sind die Menschen ohne wärmende Anzüge reingesprungen. Bei den Gesichtern dachte ich kurz, denen friert gleich die Badehose am Leib fest. Auch, wenn einige versucht haben es sich nicht anmerken zu lassen. Drinnen haben einige so geguckt, als würden sie gleich eine Meerjungfrauenverwandlung erwarten. Zurück auf dem Boot sind dann einige nochmal ins Wasser gehüpft. Ein Salto vorwärts, rückwärts, Bauchklatscher, Posen. Da musste ich echt mit den Augen rollen. Weiter mit dem Schiff zu einer Stelle, wo diese riesigen Aasgeier wohnen. Die Menschen haben geschaut, als wären die was Besonderes. Gibt spannenderes. Dann wieder eine Stunde Bootsfahrt zurück nach Punat und danach Freizeit. Einige sind noch mal durch die Stadt geschlendert, andere sind beim Hotel geblieben, bis sie dann alle wieder in die Zimmer zurück mussten.
Der dritte Tag war für mich persönlich der gefährlichste. Die Menschen kamen mit schweren Metallflaschen und Bleigurten an. Ernsthaft, die Dinger sahen aus, als wollten sie damit den Meeresboden beschweren. Das muss man gesehen haben, wie sie damit wackelig Richtung Wasser tapsten und dann beinahe hineinfielen. Unter Wasser wurden sie mir dann plötzlich bedrohlich nah. Ich meine, ich schwimme hier gemütlich meine Runden und plötzlich schwebt so ein Mensch mit riesigen Augen direkt neben mir! Während die einen tauchten, gammelten die anderen am Strand herum. Dabei hat sich eine Krähe tatsächlich ein Brot geklaut. Also wirklich, die können mit Flaschen tauchen, aber nicht ihr Mittagessen beschützen. Nachdem alle ihre Mini-Tauchgänge überlebt hatten, durften die Profis noch länger runter. Danach zurück zum Hotel und wieder auf das Schiff. Erst ein bisschen Theorie über uns Meerestierchen und dann wurde wieder geschnorchelt. Diesmal in der Schattenbucht. Da mussten sie vom Boot aus rein. Das hat wie eine überfüllte Sardinendose ausgeschaut, alle quetschen sich auf dem Boot zusammen, um sich umzuziehen. Auf dem Rückweg wurde es dann richtig spannend. Delfine, die neben dem Boot aus dem Wasser sprangen! Sogar ich bin kurz aus meiner Koralle gekommen, um mir das anzusehen. Abends dann noch Freizeit in Krk-Stadt. Die Menschen kauften Eis, Souvenirs und Schmuck. Das Übliche. Dann kam der Regen und ratet mal, wer zu spät zum Treffpunkt kam? Richtig, die Lehrer. Die Schüler haben sich königlich amüsiert. Zurück ging es bei Regen und ein bisschen Wellengang. Nichts Dramatisches. Alle sind wieder heil ins Hotel gekommen.
Am vierten Tag war das Meer beleidigt. Es hat geregnet wie aus Kiemen. Für mich heißt das gemütlich unter Felsen abhängen. Für die Menschen hieß das kein Schnorcheln. Stattdessen sind sie in eine Schule gegangen. Sie haben sogar im Unterricht mitgemacht, hab ich gehört. Man hat ihnen angesehen, dass sie überrascht waren, wie anders Unterricht auf Krk ist. Nachmittags dann wieder Theorie. Dieses Mal eine Diskussion über Aquazoos. Von hier unten konnte ich richtig spüren, wie sich die Stimmung aufgeheizt hat. Danach haben sich alle im Labor versammelt, wo sie Plankton unter dem Mikroskop angeschaut haben. Ich hab ja fast Mitleid mit den kleinen Dingern, wie sie da in Probenbecher geschaufelt wurden. Abends haben die Meeresbiologen alle ins Labor eingeladen, um einen Film zu anzuschauen, mit Sofas und Matratzen. Klingt ganz gemütlich.
Am nächsten Morgen hat endlich wieder die Sonne gelacht! Das Meer hat sich also wieder beruhigt und ich konnte das nächste Programm beobachten. Die Menschen nach Krebsen gesucht und Pflanzen bestaunt. Für die Tiere dort war das vermutlich der aufregendste Tag seit Monaten. Danach wieder rein ins Wasser. In Gruppen sind sie schnorchelnd durch die Bucht geschwebt. Zurück im Hotel musste jeder die Tauchausrüstung zurückgeben. Endlich keine schwer bewaffneten Menschen mehr, die mir unter Wasser zu nahe kommen. Abends sind dann alle SchülerInnen durch Krk gezogen. Da haben die KroatInnen alles hergezeigt. Abendessen gab es nicht im Hotel, sondern in einem Restaurant. Sehr fancy für den letzten Tag.
Und am nächsten Morgen? Tja, da war alles vorbei. Sie sind abgereist. Für mich heißt das Stille. Keine kreischenden Sprünge ins Wasser mehr, keine Gummianzüge, kein Chaos am Strand. Und irgendwie ist es so fast ein bisschen langweilig…
Meeresbiologische Woche der 7C/D September 2025